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Gleichberechtigung und Sozialismus.

Ohne Frauen ist keine Universität zu machen

Die Demonstrationen auf den Leipziger Straßen im Herbst 1989 veränderten auch die Karl-Marx-Universität. Bald zog ein kritischer Geist in die Hörsäle und Seminarräume ein. Frauen waren an dem Demokratisierungsprozess ihrer Universität entscheidend beteiligt.

Hunderttausende Leipziger gingen auf die Straße, während die Hochschulleitung die Universitätsangehörigen noch zur Besonnenheit
aufrief. Als eine der Initiatorinnen der Montagsdemonstrationen gilt Gesine Oltmanns. Die Pfarrerstochter bewarb sich in den 1980er Jahren mehrfach vergeblich um einen Biologie-Studienplatz in Leipzig. Sie protestierte im September 1989 mit einem Transparent vor der Nikolaikirche.

Nach 1990 studierte sie in Leipzig Jura. Wie viele der zuvor politisch verfolgten Frauen wurde sie nach der deutschen Wiedervereinigung rehabilitiert und konnte endlich studieren. Seit Oktober 1989 arbeiteten viele Studentinnen unter anderem engagiert an dem Ziel, eine unabhängige, demokratisch gewählte Studierendenvertretung zu etablieren.

Am 9. November konnte sich der StudentInnenrat (StuRa) konstituieren, immerhin 40 Prozent der Studierenden hatten an der Wahl teilgenommen. Bald organisierte der StuRa Treffen mit westdeutschen Studierendenvertretungen. Auf diesen ersten deutsch-deutschen Studierendenkongressen ging es auch um Fragen der Frauenförderung an den Hochschulen. Der neugegründete Leipziger StuRa bemühte sich
aktiv um die Förderung von Frauen. Bereits 1990 gründetet sich die StuRa-Arbeitsgemeinschaft „Studentinnen mit Kind“, die sich unter anderem für einen Ausbau der Mutter-Kind Wohnheime und für die Verlängerung der abendlichen Bibliotheksöffnungszeiten stark machte.

Leipzigerinnen im Herbst 1989: Montagsdemo vor der „Runden Ecke“ am 23.10.1989