Schon 1906 hatten Frauen ihre Lieblingsfächer an der Universität Leipzig. Rein formal herrschte zwar Gleichberechtigung bei der Studienzulassung, doch ein Studium musste damals ebenso wie heute finanziert werden. Gute Einstiegschancen boten sich für Akademikerinnen nur in wenigen Berufen – die dazu notwendigen Fächer bestimmten die Studiennachfrage.
Vor dem Ersten Weltkrieg schrieben sich die meisten Leipziger Studentinnen bei der Philosophischen Fakultät ein. Diese Fakultät bot
eine Vielzahl von Fächern, wie Sprachen, Geschichte, Nationalökonomie, Naturwissenschaften und Pharmazie an. Auch Medizin und Zahnmedizin waren bei den Damen beliebt.
Martha Beerholdt, die erste Leipziger Medizinstudentin, eröffnete 1918 eine eigene Praxis, die sie bis kurz vor ihrem Tod betrieb. Die aussichtsreichsten Berufe für junge Hochschulabsolventinnen waren Ärztin und Lehrerin. Für die Fächer Jura und Theologie entschieden sich Frauen dagegen nur sehr vereinzelt, denn Karrieren als Pfarrerinnen, Richterinnen oder Rechtsanwältinnen blieben ihnen gesetzlich versperrt.
Auch in den höheren Verwaltungsdienst konnten Frauen erst seit der Weimarer
Republik eintreten. Bei einer Eheschließung folgte faktisch Berufsverbot, da im öffentlichen Dienst keine verheirateten Frauen beschäftigt
wurden. Jede wirtschaftliche Tätigkeit der Ehefrau unterlag der Zustimmung des Mannes.
An der Universität waren die Karrierechancen für Frauen noch schlechter. Bis 1918 hatten 38 Frauen an der Alma Mater Lipsiensis promoviert. Habilitationen wurden gesetzlich erst in der Weimarer Republik möglich. Bis 1933 zählte die Universität lediglich zwei Habilitandinnen. Eine von ihnen war Martha Schmidtmann (1892–1981), die 1930 zur außerordentlichen Professorin für pathologische Anatomie ernannt wurde.