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Aufbrüche und Wegbereiterinnen

Ärztin trotz Widerstand. Hope Bridges Adams

Hope Bridges Adams, deren Leben verfilmt wurde, war eine der ersten wissenschaftlich ausgebildeten Ärztinnen. Trotz vieler bürokratischer Hürden legte sie im Jahr 1880 als erste Frau Deutschlands das medizinische Staatsexamen in Leipzig ab.

Hope Bridges Adams,
um 1903

Hope Bridges Adams wurde am 16. Dezember 1855 in Hallifort bei London geboren. Nach ihrem Collegeabschluss zog sie im Jahr 1873
gemeinsam mit ihrer Mutter nach Dresden.
Drei Jahre später wollte sie in Leipzig ein Medizinstudium beginnen – allerdings wurde sie nur als Gasthörerin anerkannt, denn eine Immatrikulation war zu diesem Zeitpunkt für Frauen noch nicht erlaubt. Die Zulassung zum Staatsexamen schien aussichtslos, erst durch die Fürsprache der beteiligten Professoren wurde Hope Bridges Adams zur Prüfung zugelassen. Die Berufsausübung als Ärztin verweigerte man ihr jedoch. Auch ihr Promotionsgesuch lehnte die Universität Leipzig ab, weswegen die Britin ihren Doktorgrad in Bern erwarb. Erst 20 Jahre später, im Jahr 1904, wurde ihr Leipziger Examen offiziell im Deutschen Reich anerkannt. Zu diesem Zeitpunkt hatte sie schon viele Jahre als Ärztin in Frankfurt am Main in der Praxis ihres Ehemanns und Leipziger Kommilitonen Otto Walther mitgearbeitet, jedoch ohne ärztliche Zulassung. Als Hope Bridges Adams 1886 an Tuberkulose erkrankte, zog sie mit ihrem Mann und den zwei Kindern zur Erholung in den Schwarzwald, wo sie nach ihrer Genesung in Nordrach eine Lungenheilstätte eröffnete. Dort lernte sie ihren späteren zweiten Mann, den Arzt Carl Lehmann kennen, mit dem sie in München eine gemeinsame Praxis einrichtete.
Das Ehepaar Lehmann war politisch sehr aktiv und unterhielt Kontakte zu August Bebel, Clara Zetkin und Wilhelm Liebknecht. Hope Bridges Adams trug mit zahlreichen Schriften zur gesundheitlichen Aufklärung von Frauen bei. Sie setzte sich für eine Reformierung des Gesundheitswesens sowie für eine Liberalisierung des Abtreibungsverbots ein. Nach Kriegsausbruch 1914 bekannte sie sich zu den Kriegsgegnern. Am 10. Oktober 1916 verstarb sie im Alter von 60 Jahren in München.