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Gleichberechtigung und Sozialismus.

Frau Genossin Professorin. Akademikerin im Sozialismus

Die Karl-Marx-Universität strebte die völlige Gleichberechtigung von Frauen und Männern an. Im Hintergrund lenkte die Partei dieses Vorhaben. Trotz aller Einflussnahme gab es auch im Sozialismus typisch weibliche Fächer und Berufe.

Anfang der 1950er Jahre funktionierte die Frauenförderung nach Klassenzugehörigkeit, Sekretärinnen und Putzfrauen sollten beruflich weiter qualifiziert werden. Die neue sozialistische Intelligenz wurde erst später Teil der Frauenförderung. Im April 1969 forderte die Universitätszeitung eine grundlegende marxistisch-leninistische Schulung für Akademikerinnen.

Das Rektorat bemängelte zugleich die geringe Zahl der Dozentinnen in den Naturwissenschaften. Trotz aller Förderung wählten
Frauen nur selten eine akademische Karriere, denn die befristeten Nachwuchsstellen standen der Familienplanung häufig im Weg. Viele
Professoren hegten, trotz der sozialistischen Theorie, weiterhin ihre Vorurteile gegen Frauen in der Wissenschaft.
Erst die familien- und frauenpolitischen Maßnahmen der 1970er verbesserten die Situation für die Frauen an der Karl-Marx-Universität
allmählich. Dennoch stellte die Frauenkommission der SED-Kreisleitung 1976 ernüchtert fest, dass Frauenförderung auf der Leitungsebene keine Rolle spielte. 1982 waren 63 Prozent aller Beschäftigten an der Universität weiblich. Bei den Zahlen der Promotionen und Habilitationen hatten die Frauen ebenfalls aufgeholt. Vereinzelt fanden Frauen nun auch ihren Weg in die Leitungspositionen der Universität, wie Annelore Berger,
die zwischen 1976 und 1986 als Prorektorin für Erziehung und Ausbildung amtierte. Viele Akademikerinnen wählten jedoch Berufe fernab
der Universität. Auch in der DDR waren Ärztin und Lehrerin typische Berufsziele. Staatlich geplant und gelenkt, stellte zudem das Richterinnenamt eine neue weibliche Domäne im SEDStaat dar.

Frauen in erster Reihe: Medizin-Seminargruppe, 1985